Bei Topgolf steht jeder Schlag ganz genau im Fokus, denn 14 Hochgeschwindigkeitskameras und 640 Laser verfolgen und messen Flug und Landung der Bälle. Eine Annäherung auf der ersten Anlage Österreichs, die Ende Jänner in Brunn am Gebirge ihre „Bays“ eröffnet.
Publiziert von:
Senta Wintner
Die Presse
28.01.2025


Der Ball hoppelt ein paar Mal dahin, wird immer kleiner und ist auf dem strahlend grünen Untergrund unter vielen weißen Punkten bald nicht mehr eindeutig zu erkennen. In noch weiterer Ferne schirmen 50 Meter hohe Netze das dahinter liegende Hotel vor fliegenden Angriffen ab, denn ja, auch wenn es höchst selten vorkomme, einzelne Bälle von besonders Versierten hätten auch diese Hürde schon überwunden, sagt David Speiser, CEO des zentraleuropäischen Lizenznehmers von Topgolf, und versichert zugleich: „Wir haben zwar Golf im Namen, wir sind aber ein Unterhaltungskonzept.“
Das zeigt sich beim Blick auf den Bildschirm neben dem angesichts der kühlen Witterung beheizten Abschlagplatz, wo die eigene ausbaufähige Technik einen motivierenden Touch erhält: In der dortigen Animation genügt die Reichweite, um die Box mit Dynamit zur Explosion zu bringen, das umgebende Holzgebäude stürzt fast zur Gänze ein, und die Punkte klettern nach oben. Ja, Topgolf ist auch für Nichtgolfer ein spaßiges Format mit sofortigen (kleinen) Erfolgserlebnissen. Davon können sich Interessierte ab 31. Jänner selbst ein Bild machen, dann öffnet die neu gebaute Anlage in Brunn am Gebirge, an der südlichen Stadtgrenze Wiens, die 107. weltweit.
Der gechipte Ball
102 „Bays“ für bis zu sechs Personen (ab fünf Euro pro Person pro Stunde) erwarten die Gäste auf der 7500 m² großen Anlage, rund 50 Millionen hat sie gekostet. Abgeschlagen wird hinter der roten Linie, in den oberen beiden von drei Stockwerken ist dahinter eine in Gelb samt Fangnetz wie beim Helikopterlandeplatz die letzte Warnung vor der steilen Kante. Für ein kurzweiliges Gruppenerlebnis stehen drei Spielformate je nach Erfahrung und Ehrgeiz zur Auswahl: Das eingangs erwähnte Setting von „Angry Birds“, das Erinnerungen an Stunden, in denen damals noch am Computer die böse dreinschauenden Vögel durch die Gegend geschossen wurden, wach werden lässt. Das namensgebende „Topgolf“, bei dem es darum geht, den Ball möglichst weit und genau bei bzw. in den Löchern zu platzieren, und eine Art klassischer Golfsimulator.

Möglich machen das Erlebnis neben den 300 Mitarbeitern vor Ort 14 Highspeed-Kameras am Dach sowie 640 Laser, die die Flugbahn des Balls über 50 Meter berechnen und dank verbauter Chips auch die Landung präzise erfassen. Eine Viertelmillion solch hochgerüsteter Bälle sind auf der Anlage im Umlauf, es sind keine für Turniere, denn die würden den hohen Belastungen beim Topgolf nicht lang genug standhalten. Auch die Schläger sind Spezialanfertigungen.
Die Angestellten sammeln die Bälle vom Kunstgras im sicheren Schutz von Mini-Autos mit Rechen ein, aussteigen dürfen sie nur in entsprechender Ausrüstung. Im Gebäudeinneren werden die Bälle gewaschen, die Chips auf Unversehrtheit geprüft – gut zehn Prozent beträgt der Ausschuss pro Quartal – und über Rohre wieder verteilt.

Roboter servieren und singen
Die Technik verläuft nicht nur mit 70 Kilometern an Kabeln versteckt im Hintergrund, sie ist bei jeder Bestellung zu erleben. Denn das Serviceteam wird von zwölf Getränke- bzw. zwei Essensrobotern verstärkt, die sogar Geburtstagslieder singen können. Wer gerade nicht in einer der Bays spielt, kann es sich bei kostenlosem Zutritt an der Bar vor dem größten Fernseher Österreichs gemütlich machen: Sport schauen auf 34 m² Bildschirmfläche. Bei sommerlichen Temperaturen lockt zudem die Terrasse mit Blick auf den Wakeboard-See nebenan.
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