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ANGRY BIRDS 2 PEBBLE BEACH

Publiziert von:

Thomas Borowski

Golf.ch Magazin

September 2022




 

Die Freizeitanlage Topgolf im deutschen Oberhausen bietet einen spielerischen Einstieg in den Golfsport. Schweizer Unternehmer bringen das Konzept aus den USA nach Kontinentaleuropa.


David Speiser, 42, ist Co-Founder und CEO der 2019 gegründeten Greenreb AG. Die Schweizer Firma mit Sitz in Küsnacht, Zürich, hält die exklusive Topgolf-Lizenz für die Länder Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien.


«Wir bieten Nicht-Golfenden einen Zugang zum Golfsport.»

David Speiser


Zwei Mütter sitzen an diesem heissen Sommernachmittag entspannt in der Topgolf-Anlage in Oberhausen, nippen genüsslich an ihren kühlen Drinks und schauen zu, wie unter ihrer Obhut zehn Buben im Primarschulalter mit Golfschlägern versuchen, die kleinen Bälle mehr oder weniger kunstvoll auf die rund 20 000 Quadratmeter grosse Kunstrasenfläche vor ihnen zu schlagen. Die Geburtstagsgesellschaft hat zwei der sogenannten Bays gemietet, die das unkomplizierte Golfvergnügen rund eine halbe Autostunde vom Flughafen Düsseldorf entfernt bieten. 102 dieser Abschlagbuchten bilden, auf drei Stockwerken angeordnet, das Herzstück der Anlage, zusammen mit dem 100 Meter breiten und 200 Meter langen Kunstrasenspielfeld. Auf dieses wird die Viertelmillion verfügbarer Bälle mit rund 2000 Golfschlägern gespielt, die als Schlägersets in jeder Bay zur Verfügung stehen. Und man merkt bereits hier: Bei Topgolf herrschen amerikanische Grössenverhältnisse, was nicht verwundert.


«Topgolf, das ist ein aus Nordamerika stammendes Unterhaltungskonzept mit einer Golf-Komponente», umschreibt David Speiser das Prinzip seiner Anlage in Oberhausen (siehe Interview ab Seite 28). Der Zürcher Unternehmer hat zusammen mit seinem Geschäftspart-ner Eric Grob vor wenigen Jahren die Firma Greenreb gegründet und damit die Topgolf-Lizenzen für die Länder Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien erworben. Nun planen sie eine forsche Expansion des Geschäftes. Topgolf kennt man von Ferienaufenthalten in Las Vegas oder Dubai, wo die Golf-Arenen seit Jahren zum beliebten Freizeitangebot für die ganze Familie zählen. Die Anlage in Oberhausen wurde nach den bekannten Vorbildern in zwei Jahren für knapp 50 Millionen Euro erstellt und im Januar 2022 eröffnet. Seither boomt das Geschäft, und die Schweizer Investoren freuts. Pro Woche strömen gemäss David Speiser rund 9000 Gäste in die Anlage, welche auf einer Industriebrache des für seinen Kohleabbau bekannten Ruhrgebietes erstellt wurde.


In der Topgolf-Anlage füllen sich währenddessen die Bays neben der Geburtstagsparty kontinuierlich mit Mehrgenerationen-Gesellschaften sowie Gruppen von Teenagern und Freundinnen, die hier ein paar fröhliche Stunden mit etwas Golf-Plausch verbringen wollen. Jede der Bays besteht aus einer Lounge-Sitzecke mit Clubtisch für «Food and Drinks», welche die durchwegs jungen und gut-gelaunten «Bay Hosts» den maximal sechs Gästen pro Abschlagplatz servieren. Nach einer kurzen Instruktion hat man die digitale Bedieneinheit der «Game Panels» mit Touchscreen im Griff, über welche das «Live Scoring» der verschiedenen «Games» gesteuert wird. Amerikanisches Wording soll Coolness mit Partystimmung verbinden – das gehört ebenso zum weltweit normierten Topgolf-Konzept wie die verschiedenen Spielmöglichkeit en: Bei Angry Birds entspricht die Flugkurve des geschlagenen Balls dem Flug des virtuellen Vogels. Bei Topscore und Topdrive gilt es, die Bälle möglichst genau oder möglichst weit in zwanzig über das ganze Spielfeld verteilte Ziele zu schlagen, während Virtual Courses Fortgeschrittenen die Möglichkeit bietet, die bekanntesten 18-Loch-Plätze der Welt wie Pebble Beach oder den Old Course in St. Andrews zu spielen.



Pro Woche strömen rund 9000 Gäste in die Anlage, welche auf einer Industriebrache des für seinen Kohleabbau bekannten Ruhrgebietes erstellt wurde. Während der Fahrer spielt, lädt der Tesla auf.


Toptracer-Radare und Elektronikchips in allen Bällen sorgen dafür, dass jede Flugbahn genauestens nachverfolgt und auf den 350 Bildschirmen aufgezeigt werden kann, welche am Laufmeter über die Anlage verteilt sind. Damit sind die Ähnlichkeiten mit den von Golf-plätzen bekannten Toptracer-Driving-Ranges aber bereits ausgeschöpft. Die Anzeigen über den Spielbuchten zeigen zwar die Flugbahnen der Bälle, Daten wie Schlägerkopfgeschwindigkeit oder Schlagflächenwinkel zum Ball sucht man hier aber vergeblich. Das entspreche dem Topgolf-Konzept. «Wir bieten grösstenteils Nicht-Golfenden einen Zugang zum Golfsport», erklärt David Speiser, «damit machen wir den Golflcubs nicht Konkurrenz, sondern das Gegenteil ist der Fall.» Wer bei Topgolf erstmals mit Golfschlägern und -bällen in Berührung komme, habe einen spassigen Zugang zum Golfsport – und schon manche Topgolferin und mancher Topgolfer sei so mit dem Golf-Virus infiziert worden.

Da die Miete einer Spiel-Bay je nach Wochentag und Zeit pauschal zwischen 30 und 50 Euro pro Stunde kostet, würde ein Driving-Range-Training für ambitionierte Golferinnen und Golfer bei Topgolf zu teuer. Und sobald der Tag in den Abend übergeht, wird auch klar, weshalb Topgolf als Unterhaltungsort im Stile einer amerikanischen Sportbar gilt, und nicht als Konzentrationsort für sauber ausgeführte Golfschläge. Der Lautstärkepegel der allgegen wärtigen Musik steigt auf der ganzen Anlage mit der Anzahl Menschen und der Anzahl geleerter Gläser, welche von den Stehtresen hinter den Spielbuchten fleissig abgeräumt werden. Je länger die Nacht dauert, desto mehr Party ist angesagt. Gruppen von jungen Typen in weissen Hemden und mit pomadigen Haaren schlagen kräfteprotzend Bälle um die Wette, während in der Bay nebenan die gestylten Ladies den Junggesellinnenabschied mit einem Angry-Bird-Golfturnier feiern und dazu tüchtig bei den Quinoa-Bowls und dem Champagner zulangen. Eine Stunde vor Mitternacht sind an diesem Donnerstag alle Bays ausgebucht und die Stimmung ist auf dem Höhepunkt des heutigen Topgolf-Tages.

Die Nachfrage nach der Topgolf-Driving-Range in Oberhausen ist gemäss deren Betreibern gross, die Besucherzahlen steigen seit Betriebsbeginn. Weil die Abschlagplätze alle wettergeschützt unter Dach und beheizbar sind, ist ein Ganzjahresbetrieb vorgesehen. Ob dieser in den mehreren für die Schweiz vorgesehenen Topgolf-Anlagen ebenfalls zu bewerkstelligen ist, sei bis zur ersten geplanten Eröffnung dahingestellt. Wie der Augenschein in Oberhausen aber eindeutig aufzeigt, kommt das Prinzip Golf und Party bei einer breiten Bevölkerungsschicht bestens an. Und wie wir alle wissen, lässt einen das Golf-Virus so schnell nicht mehr los. Es ist also gut möglich, dass Kindergeburtstagspartys in Kombination mit unterhaltendem Golfspiel zukünftig auch bei uns in einer Topgolf-Anlage steigen werden.


Interview mit David Speiser


"In der Schweiz können wir mehrere Anlagen betreiben"


David Speiser, was ist Topgolf?

Topgolf ist ein Unterhaltungskonzept mit einer Golf- Komponente. Unser Angebot richtet sich nicht nur an Golferinnen und Golfer, sondern zum grossen Teil an Nicht-Golfende, welche über uns einen Zugang zum Golfsport erhalten. Topgolf kombiniert das technologie-unterstützte Spiel mit einem sozialen Erlebnis in der Gruppe und einem vielfältigen Gastronomieangebot.


Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Topgolf Betreiber zu werden?

Ich lebe teilweise in den USA, wo ich Topgolf kennengelernt habe. Selber ein Golfer, fand ich das Angebot von Topgolf als Geschäftsmodell reizvoll. Die jungen Leute geben heute viel Geld aus für Erlebnisse – und tätigen dagegen immer weniger Ausgaben für Besitztümer wie Autos oder Wohnungen. Topgolf folgt diesem Trend.


Wie läuft die Topgolf-Anlage in Oberhausen, ein halbes Jahr nach Eröffnung?

Wir sind mit dem Geschäftsgang sehr zufrieden. Wir haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass Topgolf in Zentraleuropa funktioniert. Wir zählen aktuell 350 Mitarbeitende und dürfen heute pro Woche rund 9000 Gäste empfangen. Diese Frequenz entspricht den vergleichbaren Zahlen von gut besuchten Topgolf-Anlagen in den USA.



Wer sind die Nutzenden Ihrer Anlage und wie teilen sich diese auf?

Wir unterscheiden zwischen dem Walk-in- und dem Event-Geschäft.

Bei Ersterem sind wir praktisch da, wo wir hinwollen, private Gruppenbuchungen sind ebenfalls schon sehr gut, und bei den Unternehmens-Events brauchen wir noch etwas mehr Anlaufzeit, um unser Angebot bekannter zu machen. Die Buchungen für den Herbst sind dahingehend schon vielversprechend.


Topgolf Oberhausen liegt für Schweizer Golfende nicht gleich um die Ecke. Warum lohnt sich die Anreise trotzdem?

Klar ist, dass unser Einzugsgebiet nicht die Schweiz ist. Aber mit guten Flugverbindungen nach Düsseldorf aus der Schweiz bilden Oberhausen und das westliche Ruhrgebiet durchaus eine attraktive Region für Golfende. Neben unserer Topgolf-Anlage und dem Einkaufszentrum Westfield Centro, übrigens einem der grössten Europas, sowie verschiedenen Unterhaltungsangeboten hat die Gegend sensationelle Golfplätze zu bieten. Dazu zählen unsere beiden Partnerclubs Kosaido Golf und der GC Raffelberg, der sehenswerte GC Hubbelrath oder der Parkland- Platz GC Haus Oefte, wo schon Bernhard Langer und Jack Nicklaus spielten. Darüber hinaus bieten der GC Niederrhein und der GC Oberhausen mit altem Baumbestand oder Industriecharme typisches Ruhrgebiet-Flair. Als Golf- und Ausflugsdestination hat die Region viel zu bieten.


Welche Pläne verfolgt Greenreb mit Topgolf in Europa?

Wir wollen in Zukunft über ein Dutzend Anlagen bauen. Wir glauben, in der Schweiz können wir mehrere Anlagen betreiben, insbesondere in den Ballungsgebieten Zürich, Basel oder Genf. Aktueller Status ist, dass wir in unseren vier Lizenzländern weitere Vorverträge für Landstücke unterschrieben haben, auf denen sich Topgolf-Anlagen erstellen lassen. Über einzelne Standorte reden wir jedoch erst, wenn wir eine Baugenehmigung beantragen. Unser Ziel ist es aber klar, in den nächsten fünf Jahren auch in die Schweiz zu kommen.


Wer finanziert die Greenreb AG, welche die Topgolf-Lizenz hält?

Die Anschubfinanzierung haben mein Geschäftspartner Eric Grob und ich damals selbst gemacht. In einem zweiten Schritt kamen verschiedene Privatinvestoren dazu, die an diese Idee glaubten. Nebst einem Österreicher und einem US-Amerikaner sind alle Schweizer. Unser Hauptsitz ist in Küsnacht bei Zürich. Wir sind also durch und durch eine Schweizer Firma, welche Topgolf nach Europa bringt.


Welche Auswirkungen hat Topgolf auf die Verbreitung von Golf?

In einer Umfrage der National Golf Foundation in den USA im Jahre 2017, welche bei Topgolf-Gästen durchgeführt wurde, haben drei Viertel angegeben, dass sie dadurch Interesse an «richtigem» Golf gewonnen haben und dieses ausprobieren möchten. Das gleiche Phänomen konnten wir auch bereits in Oberhausen feststellen. Anfänger kamen erstmals zum Plausch zu uns, dann buchten sie später Golfstunden bei unserem Pro und begannen schliesslich in einem Golfclub der Region zu spielen. Wir stehen mit den Golfclubs nicht in Konkurrenz, sondern das Gegenteil ist der Fall. Bei uns ist die Einstiegshürde deutlich tiefer als bei traditionellen Golfclubs.




Und wie stehen die Golfclubs zu Topgolf?

Anfänglich bestand natürlich die Befürchtung, dass Topgolf eine Verrohung des Golfsportes darstellte. Die Party bei uns vor Ort mit Food, Drinks und Musik gehört zum Konzept. Aber klar ist auch: Wer über Topgolf zum Golf kommt und in einen traditionellen Golfclub geht, passt sich den dortigen Gepflogenheiten an. Man will ja nicht negativ auffallen und lernt die Platzetikette. Diese Gäste spielen dann einerseits traditionelles Golf und kommen andererseits für das Topgolf-Erlebnis weiterhin zu uns.


David Speiser: «Wir sind keine Konkurrenz zu den Golfclubs, sondern erleichtern den Einstieg in den Golfsport.»

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